"Ich hasse den Tag, ich liebe die Nacht..."
ulrich rogalski
Über die Innenwelt
Es waren vielleicht Kindheitserlebnisse, die mir bereits in frühen Jahren die Nacht als etwas
Erwünschtes, als etwas Herbeigesehntes erscheinen ließen - im Gegensatz zum Tag, der mit zwangsweisem
und zu frühem Aufstehen alleine schon für Abstoßung sorgte.
Ich hatte eine eher einsame Kindheit. Die Schule war für mich die reine Unerträglichkeit. Stets hatte ich
mich fremd und alleine dort gefühlt. All dies fand am Tage statt, und es war mir eine Glückseligkeit,
mich am Abend in mein Bett zu legen und mich von all der Pein zu befreien.
So entwickelte ich eine rege Phantasie. Sie wurde bald zu meiner ständigen Begleiterin, und mein Leben
begann, sich zunehmend in Träumen zu gestalten. Ich lernte, meine Aufmerksamkeit auf
das "Schöne" - das f ü r m i c h Schöne - zu richten.
Ich zeichnete und malte viel, stellte mir eine Welt zusammen, die anders war, als die der sogenannten
Wirklichkeit und ließ Geschichten in meinem Kopf entstehen. Von den Menschen hielt ich mich fern,
aber sie kamen in meinen Träumen vor.
Mich zog es auf Rummelplätze, und ich wurde fasziniert vom fahrenden Volk. Ich liebte das künstliche
Licht und dessen Illusionen - und all dies erhielt in der Dunkelheit seinen ganz besonderen Reiz.
In späteren Jahren begann ich, meinen Tageslauf immer weiter in die Nacht zu verlegen. Eine zeitlang hatte
ich beinahe nur noch in der Nacht gelebt. Am Tage schlief ich. Damals las ich viel und schrieb auch selbst
- Gedichte, später Prosa.
Dies Alles aber tat mir letztlich nicht gut. Der menschliche Organismus benötigt Licht - Tageslicht - , sonst
wird er krank, und Depression macht sich breit.
Die Erlebnisse mit der nächtlichen Welt jedoch, mit der nächtlichen Existenz schlechthin, haben mich
sehr geprägt. Obgleich ich heute völlig anders lebe, trägt mein ästhetisches Empfinden
deutlich die Spuren dieser Erfahrungen - und noch immer ist die Nacht für mich ein Zauber.
Über die Fotos
Zu meinen Fotos will ich bemerken, daß sie keinen High-End-Ansprüchen gerecht werden sollen. Die Motive
alleine würden ein solches Anliegen bereits in Frage stellen. Ich habe durchgehend und aus Notwendigkeit mit
hochempfindlichem Film bzw. mit hohem ISO-Wert fotografiert. Somit ergaben sich ein sichtbares starkes Korn auf
dem Film bzw. ein starkes Rauschen in den digitalen Bilddateien - beides unvermeidbar, beides jedoch zugleich
qualitätsmindernd.
Ich versuchte, mit den Fotos empfundene Stimmungen einzufangen. Ich verließ mich dabei ausnahmslos auf
meinen Instinkt. Keine kunsttheoretischen Ziele wurden verfolgt und keinen bildgestalterischen Theorien
bewußt entsprochen. Ich kann und will somit auch nicht viel über den Gehalt meiner Fotos sagen. Das
subjektive Empfinden war stets ausschlaggebend - und so sollen diese Fotos auch betrachtet werden: Man empfindet
etwas, oder man empfindet nichts... Alles findet in der Perzeption statt, im Auge
und in der Seele des Betrachters.
Ulrich Rogalski, Mannheim, 13. Juni 2010
Zur Zeit sind einige der hier gezeigten Fotos aus dem Bereich Mannheim und Ludwigshafen
in Grünstadt ausgestellt und
dort bis zum 23. Juli 2011 zu den Geschäftszeiten zu besichtigen.
Es ist mir eine Freude, daß der in Mannheim ansässige
Wellhöfer-Verlag mein Foto
"Mannheim - Teufelsbrücke - März 2003" für die Covergestaltung des 2011 veröffentlichten Kriminalromans
"TOD IM JUNGBUSCH" von Nora Noé verwendet hat.
Ulrich Rogalski, Düsseldorf, 16. Oktober 2011
|