Allgemeines
Filmmaterial
Kameras
Laborgeräte
Digitaler Workflow
Ratschläge für die Praxis
Allgemeines:
Ein großer Teil der hier gezeigten Fotos entstand im Zeitraum zwischen den Jahren 2001 und 2006. Diese Fotos wurden
seinerzeit allesamt noch auf klassischem Filmmaterial, welches im Labor, also in der sogenannten Dunkelkammer,
chemische Prozesse durchlaufen mußte, um entwickelt zu werden. Natürlich kamen noch analoge Kameras zum Einsatz.
Im Laufe der vergangenen drei Jahre habe ich eine Auswahl dieser Fotos digitalisiert. Dazu verwendete ich, um zu
gewährleisten, daß die Digitalisierungen indessen keine vermeidbaren Qualitätseinbußen erleiden, einen speziellen
Dia- und Filmscanner in Verbindung mit der amerikanischen Software SilverFast Ai (in der Version 6.4). Als
Auflösung wurde 3600dpi gewählt, welche es gestattet, die Fotos auch in großem Format auszudrucken.
Filmmaterial:
Es wurde ausschließlich hochempfindliches Negativ-Filmmaterial der Kategorien ISO 800/1000/1600 verwendet,
insbesondere Produkte der Firmen Kodak ("Royal" 1000, "Supra" 800) und
Konika ("Centurion" 800 bzw. 1600 ASA).
Die Firma Konika - und somit auch deren Film-Produktion - ist inzwischen nach deren Übernahme
zunächst durch Minolta (Konika-Minolta) und späterhin wiederum durch Sony gänzlich vom Anbietermarkt
verschwunden.
Das grobe Korn der hochempfindlichen Filme ist bei den Nachtaufnahmen nicht zu übersehen. Es ist jedoch die Folge
eines unvermeidbaren Kompromißes zwischen der unmittelbar anvisierten Bildqualität und den jeweils zu
berücksichtigenden diversen örtlichen Aufnahmebedingen, welche mich meist dazu zwangen, eine bestimmte
Länge der ohnehin langen Belichtungszeiten nicht zu überschreiten. U.a. mußte grundsätzlich
bereits der sogenannte Schwarzschildeffekt mit in die Entscheidung einbezogen werden, welcher die
tatsächliche Empfindlichkeit des Films während der langen Belichtungszeit zunehmend reduziert - ein
Problem, welches bei digitalen Chips nicht existiert.
Kameras:
Sämtliche hier gezeigten Fotos wurden mit Kleinbild-SLRs aufgenommen. Zum Einsatz kamen hauptsächlich
Kameras der Firma Canon, insbesondere deren legendäre A-1 sowie die EOS 600,
welche, obgleich eine der besten Autofocus-Kameras überhaupt, hier ausschließlich mit manueller
Focussierung verwendet wurde. Auch Automatik-Funktionen zur Ermittlung von Belichtungswerten (Av/Tv) blieben
konsequent abgeschaltet. Es ist unter diesen extremen Lichtbedingungen technisch nicht möglich, eine korrekte
Belichtungsmessung im Sinne meiner Vorstellungen mithilfe des kamerainternen Belichtungsmessers vorzunehmen. Die
Belichtungswerte, die ich an der Kamera einstellte, entsprechen meist nicht den sogenannten "korrekten"
Belichtungswerten - z.B. sind die Lichter von Scheinwerfern und Straßenlampen in der Regel bewußt
überstrahlend gehalten, um den von mir gewünschten Bildeffekt zu erzielen.
Andere Kameras, welche gelegentlich zum Einsatz kamen, waren die vollmanuellen Yashica FR1 und
FX super.
Im digitalen Bereich habe ich bisher in der Hauptsache mit einer Canon EOS 10D fotografiert,
gelegentlich auch mit einer Canon PowerShot Pro1, einer sogenannten Bridge-Kamera, d.h. einer
Mischung aus Kompakt- und SLR-Kamera. Mit der PowerShot Pro1 konnte ich, wie natürlich auch mit der
EOS 10D, im RAW-Format speichern, und die Kamera besaß einen Sensor mit 8 Megapixeln. Zudem war sie
mit einem schwenkbaren Monitor ausgestattet, wodurch das Fotografieren aus ungewöhnlichen Positionen heraus
möglich war, z.B. aus einer Ecke heraus oder direkt auf Bodenebene. Insgesamt war diese Kamera aber letztlich
gerade für Nachtaufnahmen völlig ungeeignet, da ihr digitaler Sucher nicht in der Lage war, unter extrem
schlechten Lichtbedingungen ein verwertbares Bild zu erzeugen. Somit war eine Bildkontrolle vor der eigentlichen
Aufnahme unter schwachen Lichtbedingungen, wie sie bei mir üblich sind, geradezu unmöglich.
Anmerken will ich noch, daß sämtliche hier gezeigten Fotos in der Regel ohne Zuhilfenahme von
Blitzgeräten entstanden sind. Es existieren lediglich zwei Fotos, bei denen ich ein Blitzgerät
Canon Speedlite 430EZ im manuellen Modus unter Ausnutzung der Lichtleistungsreduktion einsetzte,
um jeweils ein Hinweisschild mit reflektierender Oberfläche lesbar, aber unauffällig im Bild
hervorzuheben.
Laborgeräte:
Zur Entwicklung von Filmen und Fotoabzügen verwendete ich Produkte der Firma JOBO (z.B. "Duolab",
"CPP 2"), die Belichtung des Fotopapiers wurde mit einem Vergrößerer
Durst M605 Color vorgenommen. Die zur Erzielung der Farbrichtigkeit nötigen Farbfilterwerte am
Vergrößerer wurden mit Meßgeräten der Firma Wallner (CA516,
MC509) ermittelt. Obgleich ich über eine spezielle Fotolaborlampe für den Einsatz bei
Farbabzügen verfüge, hatte ich es stets vorgezogen, diese Arbeit in völliger Dunkelheit vorzunehmen.
So ging ich keinerlei Risiko ein, mußte mich jedoch in meinem Labor ausschließlich über den
Tastsinn räumlich orientieren.
Die Aura, die die Arbeit in der Dunkelkammer stets umgeben hatte, kann im digitalen Workflow nicht verspürt
werden.
Digitaler Workflow:
Wie oben bereits erwähnt, arbeitete ich im digitalen Sektor bisher mit einer Canon "EOS 10D". Diese Kamera,
wenngleich inzwischen nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik, verfügte jedoch bereits im
Erscheinungsjahr Ende 2004 über eine derart reichhaltige Ausstattung und Schnelligkeit, daß sie noch heute
kaum Wünsche übrig läßt, die unbedingt erfüllt sein müßten.
Sie arbeitet mit einem 6,1-Megapixel-CMOS-Sensor - auf Wunsch natürlich im RAW-Modus, allerdings noch mit dem
alten CRW-Format. Erst mit dem Erscheinen ihrer Nachfolgerin EOS 20D wurde das aktuelle Canon-RAW-Format CR2
eingeführt.
Auf Wunsch kann man mit ihr auch RAW- und Jpg-Format parallel speichern, jedoch müssen die Jpgs anschließend
mit der speziellen Software FileViewerUtility aus den RAWs extrahiert werden - was für mich keine Bedeutung hat, da ich niemals im
Jpg-Format fotografiere!
Diese Kamera muß unbedingt mit den Objektiven für die analogen bzw. für die digitalen
Vollformat-Modelle bestückt werden. Man darf also auf keinen Fall die späterhin speziell für den
Einsatz in digitalen SLRs mit Brennweitenverlängerung gefertigten Opjektiven an der EOS 10D anzubringen
versuchen. Dies könnte den Spiegel ernsthaft beschädigen und die Kamera somit unbrauchbar machen! Erst ab
der EOS 20D sind auch diese neueren Objektive freigegeben. Der sogenannte Crop-Faktor der EOS 10D
beträgt 1,5. Während ich früher davon ausgegangen war, daß mir dieser Umrechnungsfaktor in der
Praxis des Fotografierens Probleme bereiten würde, mußte ich mich im nachhinein glücklicherweise
davon überzeugen lassen, daß dieser praktische Aspekt nicht im geringsten für
Beeinträchtigungen sorgte.
Interessanter, aber ebenso unerwartet für mich, war dann folgende Erfahrung: während ich mich ehemals im
Glauben befunden hatte, die digitale Fotgrafie würde mir die zeitintensive Nachbearbeitung meiner eingescannten
Negative ersparen, sah ich mich bei den digitalen nächtlichen Langzeitbelichtungen plötzlich dem Problem
des Bildrauschens gegenübergestellt, welches ich besonders in den Schattenbereichen als sehr störend
empfunden hatte und welches mit denselben - und somit auch zeitintensiven Bildbearbeitungstechniken entfernt werden
mußte, mit denen ich die Störungen (Kratzer, Flecken u.ä.) meiner Film-Scans mühsam beseitigt
hatte.
Ratschläge für die Praxis
Ich will noch ein paar Bemerkungen an diejenigen richten, welche erwägen, sich selbst aktiv mit der
Nachtfotografie zu beschäftigen.
Ich sage Nachtfotografie und meine damit auch das Fotografieren in der Nacht und nicht das Fotografieren in der
sogenannten "blauen Stunde", welches eigentlich kein Fotografieren bei Nacht ist!
Zunächst muß man wissen, daß die Orte, die man aufsucht, zuweilen in
völliger Finsternis liegen. Es ist dann durchaus gefährlich, diese Orte zu begehen, ohne zuvor sich
diese einmal bei Tage angeschaut zu haben. Gerade in Industrie- und Hafengebieten darf man gemeinhin nicht davon
ausgehen, daß sich überall Schutzvorrichtungen gegen Unfälle vorfinden. Z.B. gab es an einigen
Hafenbecken in Oostende/Belgien, aber auch im Mannheimer Hafen, keinerlei Geländer o.ä. - man würde
also geradewegs senkrecht die Kaimauer hinunter ins Wasser fallen, wenn man nicht aufpaßt und versehentlich
einen falschen Schritt zurück oder zur Seite macht. Z.B. mußte ich, um einige meiner Aufnahmen von der
"Spatzenbrücke" zu machen, zunächst auf unbeleuchtetem Terrain über mehrere Meter im
45-Grad-Winkel die Ufer-Böschung des "Verbindungskanals Linkes Ufer" hinabklettern, um dann unten
auf einer 40-50cm breiten Uferrandfläche, eine Art Steg entlang des Kanals zum Besteigen der dort anlegenden
Frachtschiffe mein Stativ mit der Kamera aufbauen zu können und die weiteren Handgriffe vorzunehmen. In nahezu
völliger Dunkelheit stand die Fototasche neben mir, und es gab keine Ablagemöglichkeit für Utensilien.
Unmittelbar zu meiner linken Seite ging es senkrecht ins Wasser. Zudem kommt, daß in dieser nächtlichen
Einsamkeit und Stille auch Getier umherstreunt. Ratten waren bei meinen Exkursionen mancherorts zahlreich anzutreffen,
und während der langen Belichtungszeiten empfinden diese einen regungslos abwartenden Fotografen nicht mehr
als eine Gefahr und rennen ggf. in unmittelbarer Nähe an diesem vorüber - oder bleiben sogar vor ihm
stehen. Auch Kaninchen und Füchse findet man inzwischen vor, und die plötzlichen Geräusche von diesen
Tieren können einen erschrecken. Solche Orte zu begehen kostete mich zuweilen durchaus Überwindung!
Besondere Vorsicht ist geboten, wenn man sich mit dem Auto auf Hafengelände bewegt und Ausschau hält -
abgesehen davon, daß das Befahren und Betreten dieser Gelände zumeist ohnehin nicht gestattet ist! Auch sind
die Steine, auf denen man läuft, gelegentlich naß und schlierig glatt. Festes Schuhwerk und vorausscheuendes
Schreiten sind dann obligatorisch. Die Fotoausrüstung, welche ja gemeinhin aus zahlreichen schwarzen
Gerätschaften besteht, ist in der Finsternis ebenso nur schwer noch zu erkennen. Man muß sich also quasi
blind in seiner Fototasche auskennen, muß wissen, wo Alles zu finden ist, und man sollte zudem stets eine
kleine Taschenlampe (mit frischen Batterien (!)) mit sich führen. Auch die nötigen Einstellungen an der
Kamera vorzunehmen ist oft ohne Zuhilfenahme einer Taschenlampe nicht mehr möglich. Messungen sind auch nur
noch schwer vorzunehmen. Gut ist es dann, sich auf Erfahrungswerte verlassen zu können. Im Zweifelsfall macht
man eine Aufnahme mit zwei oder drei verschiedenen Belichtungszeiten (Belichtungsreihe). Fernauslöser
müssen befestigt werden, die Stativhöhe- und schräge eingestellt und die Kamera verwacklungssicher
auf dem Stativkopf fixiert werden - und man darf nichts fallen lassen, sonst ist schnell ein wichtiges Teil für
immer verloren.
Ich hatte viel in den Wintermonaten fotografiert. Zuweilen war es dann derart kalt, daß ich es nicht lange
am Stück aushalten konnte, ohne mir die Finger abzufrieren. Zudem wird das Metallgestänge des Stativs
unter diesen Bedingungen eiskalt, und die Leistung des Kameraakkus reduziert sich spürbar. Die Display-Anzeige
wird träge, und überhaupt kann dann von wirklichem Spaß an der Fotografie - jedenfalls bei mir -
unter derartigen Bedingungen akut kaum noch die Rede sein. Ich tat das Alles dann nur noch, weil es anders nicht
möglich war, und die Kraft, das durchzustehen, holte ich mir aus der Vorstellung, daß diese kleinen
Qualen letztlich zu schönen Foto-Ergebnissen führen würden - denn in der Sommerzeit existieren keine
kahlen Bäume und Sträucher! - diese waren aber für einige meiner Fotos gestalterisch notwendig gewesen.
Wichtig - in Korrelation u.a. mit den Belichtungszeiten - war auch die Uhrzeit für die Aufnahmen. Nur im
Zeitraum zwischen ca. 1 Uhr und 5 Uhr - und dies auch nur an gewissen Wochentagen! - war es möglich, das
notwendige geringe Verkehrsaufkommen auf den Straßen vorzufinden, welches eine Grundbedingung für einige
meiner Fotos war. Selbst dann kam es aber immer wieder vor, daß kurz vor Belichtungsende irgend ein
unerwünschtes Fahrzeug in die Aufnahme fuhr und eine Leuchtspur im Foto verursachte, sodaß ich die
Belichtung wiederholen mußte - was in der analogen Fotografie aus verschiedenen Gründen sehr
ärgerlich sein konnte - alleine schon des begrenzten und somit teilweise ruinierten Filmmaterials wegen.
Unabdingbar war auch die minutiöse Aufzeichnung der jeweiligen Aufnahmeparameter. Ich hatte stets ein Heft
mitgeführt, in welches ich jede einzelne Aufnahme mit sämtlichen relevanten Eckdaten notierte. Zu diesen
Daten gehörten u.a. die genaue Ortsbezeichnung des Fotomotivs (soweit möglich), das Kalenderdatum, das
jeweilig verwendete Kameramodell incl. Seriennummer, die Filmmarke und der Filmtyp incl. ASA-Wert sowie der an der
Kamera eingestellte Blenden- und Zeitwert. Wichtig war die Seriennummer der Kamera deswegen, damit ich bei
kameraseitig fehlerhaften Aufnahmeresultaten wußte, welches Kameragehäuse im speziellen diesen Fehler
verursacht hatte. Z.B. kam es bei den Canon-Modellen EOS 600 wiederholt vor, daß die Lamellen des
Verschlußvorhangs durch verharztes Fett verklebt waren und somit der Öffnungs- und Schließvorgang
fehlerhaft verlief, was zu falschen Belichtungszeiten oder balkenartigen Vignettierungen quer über das Foto
führte und somit das betreffende Bild unbrauchbar machte. So wußte ich dann, welches
Kamera-Gehäuse ich in die Reparatur bringen mußte.
Nach dem Attentat auf das World Trade Center am 11. September 2001 wurde es spürbar schwieriger, in der
Nacht zu fotografieren. Im besonderen Hafen- und Industrieanlagen wurden plötzlich stark von Securitiy-Diensten
überwacht, und häufige Kontrollen meiner Person waren die Folge. Seitdem ist dieser Zustand mehr oder
weniger unverändert. Mein Dank gilt an dieser Stelle den zahlreichen Kontrollkräften, die jeweils die
persönliche Verantwortung dafür übernommen hatten, mir das Fotografieren an diesen heiklen Orten
dennoch zu gestatten, ohne mich zu kennen. Grundsätzlich empfehle ich in diesem Zusammenhang, sich mit den
zuständigen Behörden ggf. zuvor persönlich in Verbindung zu setzen, Ihnen gegenüber das
fotografische Vorhaben zu erörtern und sich das Fotografieren auf diesem Wege schriftlich genehmigen zu lassen.
Eine Garantie für den Erhalt einer Genehmigung auf diesem Wege kann ich natürlich nicht geben. Aber ich
glaube, daß dies in den meisten Fällen möglich sein wird. Im allgemeinen hat die Industrie nichts gegen
Fotografie, vielmehr will sie sich zunächst schützen vor terroristischen Angriffen. Darüber
hinaus - und unabhängig von den besagten Anschlägen auch bereits vor 2001! - gibt es die Angst vor
Industriespionage. Man sollte in diesem Zusammenhang auch Warn-, aber vor allem Verbotsschilder respektieren und
den Verboten folgen. Industrie- und Hafenanlagen sind Privatgelände. Insofern wäre es auch unklug,
kurzentschlossen über Zäune oder Tore zu steigen. Sollte man ggf. bei solchen Zuwiderhandlungen ertappt werden,
wäre das Fotografierverbot zugleich erteilt!
In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß und Erfolg bei den Versuchen und appelliere an die Geduld, ohne
die nichts gelingen wird.
Ulrich Rogalski, Mannheim, 13. Juni 2010
|